Die 4 Stadttore Neubrandenburgs

Neubrandenburg, auch als Stadt der 4 Tore bezeichnet, ist die Stadt, die die vollständigsten und besterhaltenen mittelalterlichen Wehranlagen in ganz Norddeutschland präsentieren kann. Schon im 19. Jahrhundert begann man, die schadhaft gewordenen mittelalterlichen Wehrbauten instand zu setzen. Dieser frühen Denkmalpflege ist es mit zu verdanken, dass die nahezu vollständig erhaltene mittelalterliche Wehranlage aus dem 13. bis 15. Jahrhundert noch heute bewundert werden kann. Der Stadtmauerring hat eine Länge von etwa 2300m und ist bis zu 7m hoch. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts waren drei Stadttore in diese Mauer eingebettet, ehe in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das vierte Stadttor hinzugefügt wurde.

  • Das Friedländer Tor wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet. Es ist nach der Richtung der Ausfallstraße nach Friedland benannt. Die mit 88m Gesamtlänge ausgebaute Torburg führt nach Nordosten und schützte die Stadt in Richtung Pommern. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von General Tilly stadtseitig erstürmt, nachdem er sich mit seinen Truppen durch einen Mauerdurchbruch neben dem Tor Zugang zur Stadt verschafft hatte. Das Friedländer Tor besteht aus dem zweigeschossigen Haupttor mit einem vieleckigen Treppenturm und dem zweistöckigen Vortor mit kleinem Satteldach. Heute wie damals sind beide Tore durch zwei Mauern verbunden. Die Fachwerkbauten zwischen den beiden Toren waren das ehemalige Torschreiberhaus und das Zoll- und Zingelwärterhaus. Heute sind dort das Torcafé und ein Sitz des Standesamtes untergebracht. Im Vortor selbst befindet sich heute ein Architekturbüro und im Haupttor eine Galerie sowie ein Klubraum.
  • Das Stargarder Tor wurde auch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet. Das in alten Schriften auch "Wendisches Tor" benannte Bauwerk stammt aus dem Jahr 1311, wie gründliche Untersuchungen ergeben haben. Von der Stadtseite her ist es durch neun Terrakotta-Figuren mit offenen Armen verziert. Auch das Stargarder Tor ist nach der Richtung der Ausfallstraße benannt. Es zeigt in Richtung Süden nach Stargard, dem heutigen Burg Stargard.
  • Das Treptower Tor wurde wie alle Stadttore Neubrandenburgs im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet und wurde Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Es ist mit 31,8m das höchste der vier Stadttore und zeigt in Richtung Treptow, heute Altentreptow. Zur Anlage des Treptower Tores gehören ein im 15. Jahrhundert hinzugebautes Vortor, ein Fachwerkhaus mit Wohnungen aus dem 18. Jahrhundert und das 1856 eingerichtete Telegrafenamt. Im Haupttor befindet sich seit 1872 das Regionalmuseum Neubrandenburg, in der heute eine Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte der Region gezeigt wird. Im Rahmen der Briefmarkenserie Deutsche Bauwerke aus zwölf Jahrhunderten erschienen 1964 und 1997 je zwei Briefmarken mit der Abbildung des Treptower Tors.
  • Das Neue Tor wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut. Der Name des Tores bezieht sich auf die Tatsache, dass es der damals dreitorigen Stadtbefestigung hinzugefügt wurde. Es ist im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet und befindet sich auf der Ostseite der mittelalterlichen Wehranlage. Der ganze Komplex des Tores bestand ursprünglich aus Haupttor, Vortor und Zingel. Das Vortor wurde im Jahre 1852 abgerissen, weil es baufällig war und der Zingel fiel 1631, als General Tilly mit seinen kaiserlichen Truppen die Stadt belagerte. Das Neue Tor ist von der Stadtseite her wie auch das Stargarder Tor mit acht Terrakotta-Figuren verziert, die ihre Hände segnend der Stadt entgegenstrecken. Leider weiß man nichts über die genaue Bedeutung dieser Figuren.